„Herr, ich bin nicht würdig, dass Du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.“ – Von Vielen gedankenlos gebetet, für Manche anstößig: Warum soll ich mich als „unwürdig“ sehen, klein und wertlos …? Sind die Zeiten nicht vorbei, in denen die Religion dazu benutzt wurde, Menschen abhängig und unmündig zu halten? Kann Gott nur groß sei, wenn der Mensch klein ist?
Das Gebet „Herr, ich bin nicht würdig …“ meint etwas ganz Anderes: Es bringt zum Ausdruck, dass alles, was ich bin und habe, ein Geschenk Gottes ist. Dass ich überhaupt auf der Welt bin, ist nicht mein Verdienst. Es ist Geschenk Gottes und meiner Eltern. Ich darf darauf vertrauen, dass Gott mich liebt – ohne Bedingung und Vorleistung.
Vor Gott kann man nicht „würdig“ sein in dem Sinn, dass man irgendwelche Ansprüche geltend machen könnte. Bei Gott lässt sich durch (religiöse) Leistungen nichts verdienen. Die Zeiten des religiösen Tauschhandels – Ich gebe, damit Gott mir gibt – sind definitiv vorbei. Gott liebt nicht nur die Braven und Würdigen. Gott liebt bedingungslos und – wenn man auf Jesu Handeln blickt – besonders die Armen, Ausgegrenzten und Sünder, also die Unwürdigen. Gott liebt mich nicht, weil ich schön und gut bin, sondern ich bin schön und gut, weil Gott mich liebt (frei nach Martin Luther).
„Herr, ich bin nicht würdig …“: Ich habe nichts vorzuweisen und ich muss auch nichts vorweisen. Ich darf darauf vertrauen, dass du mir alles schenkst! Dein Wort, deine Liebe macht mich zu einem lebendigen Menschen, gesund und ganz. Weil ich mich ganz von der grenzenlosen Liebe Gottes beschenken lassen darf, kniee ich, wenn ich dieses Gebet vor der Kommunion spreche: im festen Glauben an das eine Wort der sich selbst am Kreuz hingebenden Liebe, die sich jetzt und hier mir schenkt, im gebrochenen Brot, und mich zuinnerst gesund und heil macht.
Erstveröffentlichung: http://www.kirchebunt.at/einrichtungen/kirchebunt/artikel/2019/glauben-verstehen-von-mag-erhard-lesacher
Ich sehe das dann doch etwas direkter. Der Hauptmann von Kapharnaum weiß darum, dass er unmögliches verlangt: Ein jüdischer Wanderrabbi, dem Wunderkräfte nachgesagt werden möge in sein Haus kommen, um einen Diener zu heilen.
Ja wo sind wir denn? Bloß ein Diener. Und dann steht da die Menge, die entgeistert wartet, was der Meister tut. Geht er ins Haus des Offiziers der verhassten Besatzungsmacht, dann ist er unrein = macht sich unmöglich, verliert sein Gesicht.
In der Hl. Messe wird diese Stelle dafür verwendet, um Dramatik zu erzeugen. Etwas wofür die Katholische Messe von Anbeginn berühmt war. Manche sagen , sie sei der Ursprung dessen, was in der westlichen Welt als Theater verstanden wird.
Steh ich da armer Sünder und sehe mich nicht würdig, bin es aber binnen Sekunden dann doch. Weil wir gerade draufkomen, dass zuvor einer das Opfer(lamm) für mich war.
Allein für dieses Erlebnis zahlt es sich aus, in diese „Vorstellung“ Katholische Messe zu gehen. Erstaunlicherweise nützt sich das nicht ab. Sofern man weiß, was man da tut.