In der Wüste mehr auf Gott vertrauen lernen oder: „Ist Jhwh in unserer Mitte oder nicht?“ (Ex 13,7)

Beitrag von Univ.-Prof. Dr. Georg Fischer SJ

In der Wüste mehr auf Gott vertrauen lernen oder: „Ist Jhwh in unserer Mitte oder nicht?“ (Ex 13,7): Predigtskizze für die 18-Uhr Abendmesse am 15.3.2020, die wegen der Ausgangssperre nicht mehr gehalten werden durfte

Die Lesung aus dem Buch Exodus 17,3-3:

3 Das Volk dürstete dort nach Wasser und murrte gegen Mose. Sie sagten: Wozu hast du uns überhaupt aus Ägypten heraufgeführt, um mich und meine Söhne und mein Vieh vor Durst sterben zu lassen? 4 Mose schrie zum HERRN: Was soll ich mit diesem Volk anfangen? Es fehlt nur wenig und sie steinigen mich. 5 Der HERR antwortete Mose: Geh am Volk vorbei und nimm einige von den Ältesten Israels mit; nimm auch den Stab in die Hand, mit dem du auf den Nil geschlagen hast, und geh! 6 Siehe, dort drüben auf dem Felsen am Horeb werde ich vor dir stehen. Dann schlag an den Felsen! Es wird Wasser herauskommen und das Volk kann trinken. Das tat Mose vor den Augen der Ältesten Israels. 7 Den Ort nannte er Massa und Meriba, Probe und Streit, weil die Israeliten gehadert und den HERRN auf die Probe gestellt hatten, indem sie sagten: Ist der HERR in unserer Mitte oder nicht?

Das Volk Israel murrt in der Wüste, nach der Befreiung aus Ägypten, weil sie nichts zu trinken haben. Gott schenkt ihnen Wasser aus dem Felsen.

Diese Lesung spricht symbolisch die Situation an, in der wir und die Welt sich jetzt befinden:
‚Ägypten‘, das reiche, mächtige Land am Nil, steht für Wohlstand, Überfluss, doch auch Abhängigkeit.
Die ‚Wüste‘ ist der Ort, durch den der Weg zu Gott führt. Er dauert 40 Jahre = eine Generation = ein Leben lang.
Dort erfahren die Menschen Entbehrung, Mangel, Reduzierung, Einschränkungen, ähnlich uns heute:
in Exodus 15,23 zuerst „bitteres Wasser“,
in Ex 16,3 Hunger, mit der Erinnerung an die „Fleischtöpfe in Ägypten“
hier in Ex 17 Durst
Früher Gewohntes, auch Lebensnotwendiges fehlt = ein ‚weniger‘,
als erste Erfahrungen nach der Befreiung.

Doch Gott sorgt, in jedem Fall!

Die bitteren Wasser werden geheilt (Ex 15,25),
in Ex 16 erhält das Volk Brot = Manna in ausreichendem Maß, jeden Tag (v4),
und sogar Wachteln (v13),
in Ex 17,6 in wunderbarer Weise Wasser aus dem Felsen.
So führt Gott Israel zur Begegnung mit sich am Berg Sinai und zeigt ihnen, dass auf ihn Verlass ist.
Ihr dreifaches Murren trägt er ihnen nicht nach – im Unterschied zu Numeri 11–21, wo nach der langen, schönen, intensiven Erfahrung mit Gott am Sinai das Sich-Beklagen des Volkes mangelndes Vertrauen auf ihn zeigt.

Wir haben auch die Erfahrung gemacht, dass Gott uns wiederholt geholfen hat. Die Frage, die am Ende der Lesung von Israel berichtet wird, aber an alle Hörer / Leser des Textes gerichtet ist, ob Gott in unserer Mitte ist oder nicht, können wir positiv beantworten. Wir dürfen auch in der jetzigen Situation von Mangel und Einschränkungen auf ihn vertrauen.

Das ‚Weniger‘ dann kann sogar zu einem ‚Mehr‘ werden, in geschenkter Zeit für Besinnung, Gebet, Gottes Wort und die Beziehung zu ihm und zu anderen Menschen. Es wäre heilsam für uns, für unsere Zeit und Gesellschaft und könnte zu einem tieferen, echten, mehr von Gott erfüllten Leben führen.

Georg Fischer SJ

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