Beitrag von Dr. Tobias Mayer
Allen dunklen Stunden menschlichen Daseins zum Trotz bringen ästhetische (sinnliche) Erfahrungen es immer wieder zum Vorschein: das Wunder im Beiläufigen, das Ergreifende im Flüchtigen. Eines der Ausdrucksmittel für diese Widerfahrnisse ist die Dichtung. In der Literatur selbst steckt überdies eine unverfügbare Kraft, die den Menschen über sich selbst hinausführen kann. In der ersten Strophe von Hölderlins Hymne „Patmos“ heißt es: „Nah ist / Und schwer zu fassen der Gott“ – eine Wendung, in der man das Problem aller Versuche zwischen Literatur und Religion angedeutet sehen kann. Der Auftakt enthält aber auch ein Versprechen, wenn man die folgenden Zeilen der Hymne kommentierend hinzu nimmt: „So sprach ich, da entführte / Mich schneller, denn ich vermutet / Und weit, wohin ich nimmer / Zu kommen gedacht, ein Genius mich“… „„Nah – und schwer zu fassen“. Poetikvorlesungen zwischen Literatur und Religion“ weiterlesen