Dürfen wir als Christen guten Gewissens Fleisch essen?

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Beitrag von Prof. Dr. Martin M. Lintner OSM für katholisch.de

Wie viel soll Fleisch kosten? Wie viel dürfen wir essen? Können wir überhaupt noch guten Gewissens Fleisch essen? Und was sagt die Bibel dazu? Das sind angesichts einer wachsenden Sensibilität für das Tierwohl in der Landwirtschaft brisante Fragen. Es sind angesichts der globalen Klimaveränderung, zu der die Treibhausgasemissionen in der intensiven Landwirtschaft und Nutztierhaltung entscheidend beitragen, aber auch brennende ökologische und politische Fragen.

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Philosophie. Fragen nach dem Ganzen und dem Grund

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Beitrag von Univ.-Prof. DDr. Reinhold Esterbauer

Um den Unterschied zwischen Philosophie und Theologie zu verdeutlichen, wird gerne das folgende Gleichnis erzählt, in dem die beiden Disziplinen allegorisch als Personen auftreten: Die Philosophie – so wird gesagt – gleiche einer Frau, die in einem völlig abgedunkelten Saal nach einem Raben hascht, indem sie sich wie ziellos durch den Raum bewegt und immer wieder ihre Handflächen aufeinanderschlägt, um den Vogel zu erfassen – allerdings erfolglos. Die Theologie hingegen gleiche einer Frau, die in einer Ecke desselben lichtlosen Zimmers sitzt, die Hände faltet und meint, sie halte den Raben schon zwischen den Händen fest.

An diesem Gleichnis – auch wenn es ungerechterweise die Theologie nicht gut wegkommen lässt – können einige Charakteristika aufgezeigt werden, die die Philosophie im Rahmen des Theologischen Kurses auszeichnen. „Philosophie. Fragen nach dem Ganzen und dem Grund“ weiterlesen

Der katholische Elefant in Zeiten der Pandemie

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Beitrag von Dr. Piotr Kubasiak für die Guardini Stiftung e.V.

Der im Dezember 2019 verstorbene Theologe Johann Baptist Metz prägte das Bild eines katholischen Elefanten, „der sich schon vom Bild her schwerlich in eine Nische sperren lässt und der in seinem veritablen Umfang immerhin schon über viele Epochenschwellen hinweggezogen ist – meist schweren, schleppenden Schritts und nicht selten eben auch wie der Elefant im Porzellanladen“. Den schleppenden Schritt hat der Kabarettist Helmut Schleich auf den Punkt gebracht, als er Benedikt XVI. in den Mund legte: „Erst kürzlich haben wir zugegeben, dass wir geirrt haben. Die Erde ist keine Scheibe. Galileo Galilei hatte Recht. Das muss man schonungslos aussprechen, auch wenn es schmerzen mag.“ Trotz der satirischen Übertreibung ist unbestritten, dass der katholische Elefant auch heute in vielen Punkten unzeitgemäß wirkt und sich dies nicht nur auf die Unzeitgemäßheit des Evangeliums schieben lässt. „Der katholische Elefant in Zeiten der Pandemie“ weiterlesen

Dominikaner-Kardinal Yves Congar vor 25 Jahren gestorben

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Beitrag von Alexander Brüggemann für kathpress.at

Immer wieder aufstehen – die Devise durchzieht die Biografie vieler großer Persönlichkeiten in Politik und Religion. Der französische Dominikaner Yves Congar musste viele Nackenschläge einstecken – und wurde trotzdem einer der wichtigsten Theologen des 20. Jahrhunderts. Am 22. Juni 1995, vor 25 Jahren, starb er mit 91 Jahren in Paris. „Dominikaner-Kardinal Yves Congar vor 25 Jahren gestorben“ weiterlesen

Kirchenrecht. Eine verbindliche „Gesellschaftsordnung“ für die Gemeinschaft der Glaubenden

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Beitrag von Dr. Ernst Pucher

Nach einem öfters zitierten Wort von Thomas von Aquin ist Gerechtigkeit ohne Barmherzigkeit grausam, Barmherzigkeit  ohne Gerechtigkeit die Mutter der Auflösung. (Comm. in Matthaeum V,2)

Damit befinden wir uns bereits mitten in der komplexen Wirklichkeit von „Kirche“, die als Nachfolgegemeinschaft Jesu die menschgewordene Liebe und Barmherzigkeit Gottes gerecht zu leben und zu verkünden hat. Die rechtlich verfasste Institution „Kirche“ bietet ihren Gliedern diesbezüglich Identität, Einheit und – im Rückgriff auf bewährte Traditionen – Entlastung von ständiger Neu-Begründung. „Kirchenrecht. Eine verbindliche „Gesellschaftsordnung“ für die Gemeinschaft der Glaubenden“ weiterlesen

App und Animationsfilm zu Forschung in Analytic Theology

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Mit der App „Gott Seeker – Was die Welt im Inneren Zusammenhält“ und einem 42-minütigen Animationsfilm machen die Universität Augsburg (UNIA), die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Innsbruck (UIBK), die Hochschule für Philosophie München (HFPH), die Universität Regensburg (UR) und die Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen (PTH) Ergebnisse von sechs Jahren interdisziplinärer Forschung zwischen Philosophie und Theologie einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. „App und Animationsfilm zu Forschung in Analytic Theology“ weiterlesen

Gott zu lieben. Johannes Paul II (1920 – 2005)

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Beitrag von Prof. Dr. Krzysztof Michalski (+2013), Boston University/IWM

Wir danken Herrn Dr. Ludger Hagedorn, dem Leiter des Krzysztof Michalski Archivs am Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) in Wien für die freundliche Genehmigung zum Abdruck dieses Beitrags.


»Liebst du mich?«, fragte Christus, nach dem Evangelium des heiligen Johannes, im Fortgehen seinen Schüler Simon Petrus.

»Liebst du mich?«, sagte Kardinal Wojtyla in der römischen Kirche des heiligen Stanislaus während der Messe für den eben verstorbenen Johannes Paul I, »das ist die einzige Frage, in deren Licht wir jedes Pontifikat und jede menschliche Angelegenheit betrachten müssen.« „Gott zu lieben. Johannes Paul II (1920 – 2005)“ weiterlesen

ad Covid-19: Die Blöße (Nacktheit, Blödigkeit) des Souveräns

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Auszug aus: Peter Zeillinger, Das Unvereinbare im Zentrum des Politischen. Zum politischen Potenzial von Agambens Homo-Sacer-Projekt, in: Martin Kirschner (Hg.), Subversiver Messianismus (Baden-Baden: Nomos, 2020) [im Druck].

Es ist an der Zeit einen Schritt zurückzutreten und die Situation zu überdenken: Die aktuelle globale Ausnahmesituation unterscheidet sich vom klassischen Verständnis eines politischen oder juridischen »Ausnahmezustands«. Sie entlarvt nicht nur das Konzept der souveränen Entscheidung über den Ausnahmezustand als Illusion, sondern betrifft auch das Verständnis souveräner Macht als solcher. Die Versuche »souveräner Gesten« wie Sie Donald Trump, Boris Johnson oder Jair Bolsonaro an den Tag gelegt haben, erwiesen sich alsbald als lächerlich. Auch Aussagen des österreichischen Bundeskanzlers Sebastian Kurz lassen sich in diesem Kontext strukturell hinterfragen. Das nunmehr abgeschlossene Homo-Sacer-Projekt des italienischen Philosophen Giorgio Agambens lässt dagegen Kriterien für das kritische Potenzial einer »kommenden Politik« sichtbar werden, die ohne Rückgriff auf eine souveräne Instanz wirksam wird. Diese »Politik im-Kommen (ital. que viene, fr. à-venir)« verweist dabei nicht auf eine chronologisch künftige Zeit, sondern entfaltet sich bereits im »Hier-und-Jetzt«. Agamben vergleicht dieses »Kommende-schon-jetzt« mit der messianischen Struktur der biblischen Tradition.
(Der Text erscheint als Anhang zu einer Einführung in die Begriffe und die Methodik des Denkens von Giorgio Agamben, sowie ein affirmatives Verständnis seiner Hinweise zu einer »kommenden Politik« im Kontext seines Homo-Sacer-Projekts.) „ad Covid-19: Die Blöße (Nacktheit, Blödigkeit) des Souveräns“ weiterlesen

Hinführung zur Dogmatik – Teil 2

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Beitrag von Univ.-Prof. Dr. Dr.habil Hans-Joachim Sander, Universität Salzburg

[Dieser Text ist hier auch als PDF erhältlich: Hinführung zur Dogmatik-Teil2]

Liebe Studierende,

zunächst wie immer am Anfang die Tageslosung der Herrenhuter: Wandelt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. Epheser 5,8-9

Wir hatten im ersten Teil einerseits die Herkunft des Diskurses bestimmt, den wir Dogmatik nennen – das frühe 16. Jhd. im Wechsel der Wissensform zu loci, also Fundstellen von Argbumenten –, dann eine Formel gesucht, wann Dogmatik gut ist und wann sie nicht funktioniert – der Gegensatz von Dogmatik zum Dogmatismus – und wir hatten auch schon den Schlüssel für dogmatische Fundstellen benannt – die Autorität im Gegenüber zur Macht. Dabei gibt es weitere Differenzierungen, die sich aus der Überwindung binärer Codierungen ergeben. Die Fundstellen, loci, gelten damals (als Frucht des humanistischen Denkens, Agricolas De inventione dialectica, also der Aussöhnung von Logik und Rhetorik) für alle Wissenschaften. Sie nötigen dazu, sowohl die loci theologici zu erfassen, in denen die Rede von Gott heimisch ist (also Bibel, Tradition, Kirchenväter, die Kirche selbst, die römische Kirche etc.), als auch jene Fundstellen auszumachen, denen sie nicht ausweichen kann, obwohl sie ihr fremd sind, ja, sie befremden – also die loci theologici alieni. In dieser Konzeption, die von Melchior Cano stammt, erschließen sich im 16. Jhd. bereits drei solche befremdliche Fundstellen: Vernunft, Philosophie (was heute den Wissenschaften allgemein entspricht) und schließlich die Geschichte (historia). Diese Fundstellen sind befremdlich, aber sie haben auctoritas. „Hinführung zur Dogmatik – Teil 2“ weiterlesen

Hinführung zur Dogmatik – Teil 1

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Beitrag von Univ.-Prof. Dr. Dr.habil Hans-Joachim Sander, Universität Salzburg

[Dieser Text ist hier auch als PDF erhältlich: Hinführung zur Dogmatik-Teil1]

Wovon lebt die dogmatische Darstellungsweise des Glaubens? Sie lebt von der Autorisierung bestimmter Glaubensstandpunkte zu einer Lehre der Kirche. Das ist die klassische Antwort. Dogmatik befasst sich mit dem Glauben, sofern er Lehre geworden ist oder Lehre wird. Dazu gehört zugleich ein Wissen – das Wissen darum, was (in einer bestimmten Problematik natürlich) unter keinen Umständen zur Lehre werden darf. Das sind klassisch gesprochen die sog. Häresien. Es gibt also etwas Negatives – die Abwehr von Standpunkten, die falsch liegen – und etwas Positives – die Reformulierung des Glaubensvorgangs zur Lehre. Daraus ergibt sich eine Grunddifferenz zwischen der Macht der Verwerfung – potestas – und der Autorisierung von Lehrpositionen – auctoritas. Dogmen haben Autorität und autorisieren Menschen, die mit ihnen als Glaubensformeln arbeiten; sie haben weder Macht noch können sie sich mit Macht durchsetzen. Vielmehr sind Lehrsätze Kontaktzonen, um sich mit Machtkonstellationen auseinanderzusetzen und davon abzusetzen.

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