Covid-19 und Triage: eine (nicht nur) medizinethische Herausforderung

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Beitrag von Prof. Dr. Martin M. Lintner OSM

Der Begriff „Triage“ war bis vor kurzem nur Insidern bekannt. Nun stehen plötzlich in immer mehr Ländern Ärztinnen und Ärzte vor der Entscheidung: Wer bekommt das Beatmungsgerät – und wer nicht? Wer bekommt ein Bett auf der Intensivstation – und wer nicht? Kaum jemand hätte sich noch vor wenigen Wochen vorstellen können, dass in unseren Breitengraden Triage eine notwendige Maßnahme sein würde, wie sie während der Covid-19-Krise in vielen Regionen in Oberitalien, im Elsass und anderswo konkret praktiziert wird. Eine Reflexion über medizinethische und terminologische Herausforderungen einer Notfallmaßnahme, deren Begriff ursprünglich aus der Kriegsmedizin stammt. „Covid-19 und Triage: eine (nicht nur) medizinethische Herausforderung“ weiterlesen

Glasperlenspiele in der eigenen Filterblase. Anmerkungen zu kirchlichen Positionierungen in der Coronakrise

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Beitrag von Ao.Univ.-Prof. Dr. Alois Halbmayr für feinschwarz.net

Normalerweise äußere ich mich öffentlich nicht zu kirchlichen Entwicklungen. Zum einen sind andere dazu berufener und gewiss auch näher an der Sache, zum anderen erspart es Ärger und Frustration. Meine Hoffnung auf eine Reformierbarkeit der Kirche ist in weiten Teilen zum Erliegen gekommen. Ich sehe nicht, wie die verschiedenen Veränderungsimpulse auf fruchtbaren Boden fallen könnten. Re-Klerikalisierung, institutionelle Fixierung und Milieuverengung schreiten munter voran, eine Trendwende kann ich derzeit nicht erkennen. „Glasperlenspiele in der eigenen Filterblase. Anmerkungen zu kirchlichen Positionierungen in der Coronakrise“ weiterlesen

Gott und der Virus

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Beitrag von Jörg Phil Friedrich, Münster

Die Corona-Pandemie ruft für Menschen, die an einen Gott glauben, eine alte Frage in Erinnerung: Wie ist es möglich, dass ein Gott, der die Welt in ihrer Vielfalt einschließlich der Menschen geschaffen hat, und der es auch noch in irgendeinem Sinne gut mit diesen Menschen meint, Krankheiten und Leiden zulässt, die für uns Menschen gefährlich werden und nicht nur das Leben einzelner, sondern sogar unsere Kultur und unsere Zivilisation gefährden? Philosophisch stellt sich die Frage, ob eine Gottesvorstellung plausibel sein kann, in der Gott den Menschen als seine Schöpfung will und liebt und ihn zugleich Gefahren aussetzt, die der Mensch nicht selbst verursacht hat. „Gott und der Virus“ weiterlesen

Gott will das Heil der Menschen. Über Solidarität, Achtung und unaufgeregte Religiosität

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Beitrag von Univ.-Prof. DDr. Reinhold Esterbauer

Das Bestreben, alles im Griff zu haben, ist zugleich der Versuch, sich gegen alles zu schützen, was eine Gefahr bedeuten könnte. Wie das Coronavirus zeigt, ist eine Bedrohung bisweilen nicht einmal eingrenzbar, sondern kann die ganze Welt erfassen, ohne dass Gegenmaßnahmen zur Verfügung stünden, um das Übel nachhaltig einzudämmen. „Gott will das Heil der Menschen. Über Solidarität, Achtung und unaufgeregte Religiosität“ weiterlesen

Theologie der Spiritualität: Reflexion über die personale Aneignung des Glaubens

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Beitrag von Univ.-Prof. Dr. Josef Weismayer

Schon in den Anfängen der THEOLOGISCHEN KURSE war im Studienprogramm ein Fach „Frömmigkeitslehre“ vorgesehen, etwas Ähnliches wurde im akademischen Lehrbetrieb erst Jahrzehnte später angeboten. Mit dem Begriff „Frömmigkeitslehre“ war ein Themenbereich umschrieben, den wir heute mit „Theologie der Spiritualität“ bezeichnen. Damit war man eigentlich den Fakultäten voraus. „Theologie der Spiritualität: Reflexion über die personale Aneignung des Glaubens“ weiterlesen

Wann ist man Christ?

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„Lasst euch erneuern durch den Geist in eurem Denken“ – mit diesen Worten fordert Paulus die Gemeinde in Ephesus auf, sich auf die Lehre Jesu zurückzubesinnen und die eigene Lebensführung zu überdenken. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit – das Umdenken ist eine Daueraufgabe jedes Christen. Das eigene Gottesbild, sich selbst und das Verhältnis zum Nächten in Frage zu stellen, war lange eine tägliche Praxis der Christen in Form der täglichen Gewissenserforschung. „Wann ist man Christ?“ weiterlesen

Moraltheologie (Theologische Ethik) – Eine Antwortsuche auf brennende Fragen

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Beitrag von Univ.-Prof. Dr. Angelika Walser

Nach meinem letzten Vortrag bei den THEOLOGISCHEN KURSEN zum Thema „Menschenwürdig sterben“ im März 2013 bin vermutlich nicht nur ich, sondern auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erschöpft nach Hause gegangen. „Und morgen Mittag bin ich tot“[1] – so lautete der Titel eines deutschen Spielfilms (2013), den wir nach meinem Vortrag über unterschiedliche Konzeptionen von Menschenwürde gemeinsam angeschaut und diskutiert haben: In diesem 2013 erschienen Film geht es um eine junge Frau, die an Mukoviszidose, einer unheilbaren Stoffwechselerkrankung, leidet. Weil schon ihr Bruder an dieser Krankheit verstorben ist und ihre Erstickungsanfälle immer qualvoller werden, beschließt sie, in die Schweiz zu reisen und sich dort durch assistierten Suizid von ihrem Leiden erlösen zu lassen. Sie lädt ihre Familie und ihren Jugendfreund zu einem letzten Geburtstagsfest ein … „Moraltheologie (Theologische Ethik) – Eine Antwortsuche auf brennende Fragen“ weiterlesen

Dogmatik – Grammatik des christlichen Glaubens und Lebens

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Beitrag von Univ.-Prof. Dr. Roman A. Siebenrock

„Dogmatik“ – das klingt heute nicht wirklich gut. Als „dogmatisch“ werden Meinungen und Menschen charakterisiert, die sich auf bloße Behauptungen stützen und besserwisserisch der Pflicht zur Begründung ausweichen. Ist unsere Kirche noch zu retten, wenn sie das Dogma als Glaubensgrundlage verkündet und selbst der Theologische Kurs „Dogmatik“ als Kernfach hochhält? Ich gebe zu, dass ich mich nicht immer als „Dogmatiker“ vorstelle. „Systematische Theologie“, so nenne ich mein Fach. Nach innen hat sie als „Dogmatik“ die Glaubenseinsicht (intellectus fidei) zu kultivieren. Nach außen entwickelt sie als „Fundamentaltheologie“ eine zeitgemäße Glaubwürdigkeitsargumentation als Antwort auf Kritik, Einwand und Unverständnis; – und zwar mit den Mitteln der „reinen Vernunft“. Während nach außen keine Autorität (weder Schrift, Kirche noch Jesus Christus) vorausgesetzt werden kann, ist nach innen der Glauben der Kirche in Dogma, Liturgie und Frömmigkeit die vorausgesetzte Lebensform des systematischen Denkens. „Dogmatik – Grammatik des christlichen Glaubens und Lebens“ weiterlesen

Bin ich nicht würdig?

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„Herr, ich bin nicht würdig, dass Du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.“ – Von Vielen gedankenlos gebetet, für Manche anstößig: Warum soll ich mich als „unwürdig“ sehen, klein und wertlos …? Sind die Zeiten nicht vorbei, in denen die Religion dazu benutzt wurde, Menschen abhängig und unmündig zu halten? Kann Gott nur groß sei, wenn der Mensch klein ist? „Bin ich nicht würdig?“ weiterlesen