Weihnachten ist seit dem 4. Jahrhundert in der Westkirche als Geburtsfest Jesu bekannt; im Osten des römischen Reiches hingegen gehört die Geburt Jesu zum Fest Erscheinung des Herrn (Epiphanie) am 6. Jänner. Beide Feste werden rasch populär, schärfen ihr Profil und werden bis heute gefeiert. Die Geburtsthematik verblieb beim Weihnachtsfest, während das Erscheinungsfest weitere Motive an sich gezogen hat: den Besuch der Sterndeuter aus dem Osten, die Taufe Jesu im Jordan und das Weinwunder bei der Hochzeit zu Kana: Sie offenbaren, dass Jesus von Anfang an „Sohn Gottes“ ist. „Weihnachten für alle?“ weiterlesen
„Einen wunderbaren Tausch hast du vollzogen…“ Notizen zur Feier von Weihnachten und Epiphanie
„Dein göttliches Wort wurde ein sterblicher Mensch, und wir sterbliche Menschen empfangen in Christus dein göttliches Leben.“ Mit diesen Worten beschreibt die dritte Präfation von Weihnachten den Inhalt des Weihnachtsfestes: Ein wundersamer, ja paradoxer Tausch findet statt, ein Tauschhandel (lat. commercium), bei dem die reich werden, die nicht zahlen können! „„Einen wunderbaren Tausch hast du vollzogen…“ Notizen zur Feier von Weihnachten und Epiphanie“ weiterlesen
Larry Hurtado (1943-2019)
Immer wieder habe ich mich in den letzten Jahren ausdrücklich auf ihn berufen – nun ist dieser große Wissenschaftler seinem Krebsleiden erlegen.
Im Jahr 2010 startet Larry Hurtado seinen Blog mit dem Thema „Comments on the New Testament and Early Christianity (and related matters)“ und es gelang ihm zu diesen Themen bis Oktober 2019 mehr als Zwei Millionen Seitenaufrufe zu generieren. Der letzte Eintrag des Blogs datiert vom 17. November 2019. Etwas mehr als eine Woche später ist Professor Hurtado am 25. November gestorben. „Larry Hurtado (1943-2019)“ weiterlesen
In Stein gemeißelt? Die Glaubensbekenntnisse im Wandel der Zeit
Nicht viele Texte der (Kirchen)Geschichte können eine ähnliche Karriere vorweisen: Die christlichen Glaubensbekenntnisse erfüllen seit jeher eine Vielzahl von Funktionen und gehören zu den faszinierendsten Dokumenten des Christentums: Sonntag für Sonntag werden sie im Gottesdienst gesprochen oder gesungen. Sie finden Verwendung im Katechumenat, bei der Taufe, in der Predigt, in Gebeten, im Exorzismus – und im Kampf gegen Häresien. In der Geschichte wird ihnen bisweilen sogar magische Wirkung zugeschrieben. Wie sind die christlichen Glaubensbekenntnisse erstanden, welche Funktionen erfüllten sie und welche Bedeutung können sie noch für heute entfalten? „In Stein gemeißelt? Die Glaubensbekenntnisse im Wandel der Zeit“ weiterlesen
Ist Beichten entwürdigend?
Ja, ich stimme zu: In (zu) vielen Fällen ist es wohl so gewesen. Selten hat ein „Mittel zum Heil“ über Generationen hinweg so viel Verzweiflung, Erniedrigung und geistlichen Schaden angerichtet wie das Sakrament der Versöhnung. Man ist versucht, mit all jenen Menschen aufzuatmen, die sich davon freigemacht haben, sich schuldig zu fühlen, wo sie keine Schuld trifft, sich Lebensfreude zu versagen oder (neues) Lebensglück schlechtreden zu lassen, sich für „Vergehen“ zu bezichtigen, die keine sind – und darüber ihre Erlösung und Heiligung in Christus beinahe ganz zu vergessen. „Ist Beichten entwürdigend?“ weiterlesen
Liturgiewissenschaft – Gottesdienste, die das Leben prägen
„Eine schöne Hochzeit!“, „Erstkommunion ist die Gelegenheit, Menschen etwas Ansprechendes zu bieten, die sonst nie in die Kirche kommen.“, „Unser Pfarrer lässt sich nichts dreinreden.“, „So viele Rituale – nichts für die Jugend.“, „Die tägliche Messe ist mir schon wichtig.“ – Solche und viele andere Stimmen zur Gottesdienstpraxis der Kirche zeigen, wie unterschiedlich Liturgie erfahren, praktiziert und beurteilt wird. Das Spektrum der Wahrnehmung ist breit: Es reicht vom punktuellen (Ausnahme‑)Ereignis bis zur täglichen Gewohnheit, vom festen Ritual zum spontanen Happening, von der Konsumation klerikaler Dienstleistungen zum existentiellen Lebensvollzug. Auch über Zweck und Nutzen von Liturgie gehen die Meinungen auseinander: Erbauung, Belehrung, Sympathiewerbung, Gotteserfahrung, Gemeinschaftsgefühl …? „Liturgiewissenschaft – Gottesdienste, die das Leben prägen“ weiterlesen
Widersprüche in der Bibel?
Wer einmal begonnen hat, sich eingehender und sorgfältiger mit biblischen Texten zu beschäftigen, wird immer wieder auf Widersprüche stoßen, die Fragen aufwerfen (hier zwei Beispiele, stellvertretend für viele andere: vgl. Ex 33,11 mit Ex 33,20 oder Apg 9,8 mit Apg 22,9). Waren die Verfasser der Texte unaufmerksam, oder waren es verschiedene Verfasser, die zu unterschiedlichen Zeiten schrieben und deren Texte dann nachträglich zusammengefügt wurden? „Widersprüche in der Bibel?“ weiterlesen
Kirchengeschichte: Eine Spurensuche Gottes in Raum und Zeit
Beitrag von Dr. Michael Wagner
Ein Mensch schaut auf sein Leben zurück und erkennt im Rückblick zwei Spuren im Sand. So erzählt eine bei vielen Jubiläen verwendete Geschichte. Der springende Punkt: Die zweite Spur sei die Spur Gottes, der mitgeht.
Der Mensch lebt und hinterlässt seine Spuren – Weltgeschichte. Manchmal sind diese Spuren ziemlich eindeutig, oft sind sie aber auch verweht und verschüttet. ChristenInnen sind davon überzeugt, dass auch Gott sich in der Weltgeschichte offenbart und zeigt – auch wenn seine „Spuren“ nur schwer eindeutig identifizierbar sind. „Kirchengeschichte: Eine Spurensuche Gottes in Raum und Zeit“ weiterlesen
Der Grosse Wurf? Ein Traum zur Amazonassynode, zugleich ein Entwurf für das Nachsynodale Schreiben Spiritu Sancto ducti
Beitrag von em. Univ.-Prof. Dr. Walter Kirchschläger (Luzern)
Vorbemerkung als Lesehilfe
Einen notwendigen „Sprung nach vorwärts“ (un balzo innanzi) hatte Johannes XXIII. in seiner Ansprache zur Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962) angedacht. Verschiedentlich wurde dazu angesetzt, immer wieder wurde er „gehemmt“ (Helmut Krätzl, 1998). Es blieb bei kosmetischen Retuschierungen, die umfassende Kirchen-Re-form fand bislang nicht statt. Mag sein, dass die pastorale Not im Amazonasgebiet den Anstoss dazu gibt, über den eigenen theologischen Schatten zu springen und einen Paradigmenwechsel einzuleiten? – eine Hoffnung, ein Traum … „Der Grosse Wurf? Ein Traum zur Amazonassynode, zugleich ein Entwurf für das Nachsynodale Schreiben Spiritu Sancto ducti“ weiterlesen
Antrieb der Befreiung oder Bremse der Modernisierung? Die Rolle der Kirche vor und nach der Wende von 1989
Vor 30 Jahren, am 9. November 1989 kam es zu einem Erdbeben, das den Eisernen Vorhang fallen ließ und den Aufbau eines neuen Europa ermöglichte. Mit dem Fall der Berliner Mauer hat sich die europäische Landschaft verändert, doch die Folgen der Trennung bleiben bis heute spürbar. Was war dabei die Rolle der Kirche und was sollte sie heute tun? War sie ein Antrieb der Befreiung? Ist sie eine Bremse der Modernisierung? „Antrieb der Befreiung oder Bremse der Modernisierung? Die Rolle der Kirche vor und nach der Wende von 1989“ weiterlesen