Judentumsvergessenheit bei Papst Franziskus? Evangelii Gaudium und anderen Dokumenten auf der Spur

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Beitrag von Ao. Univ.-Prof. Dr. Andreas Vonach / Universität Innsbruck

Würden die Artikel 247 bis 249 von Evangelii Gaudium isoliert stehen, so könnte man mit Fug und Recht behaupten, dass Papst Franziskus jegliche christliche Judentumsvergessenheit komplett überwunden und ad acta gelegt habe. Er anerkennt das nachbiblische Judentum als notwendiges Korrektiv zu manchen christlichen Entwicklungen, er sieht es als Selbstverständlichkeit, dass christliche Theologie nicht losgelöst von jüdischer Theologie betrieben werden kann, und er ist von zwei gleichberechtigten Heilswegen überzeugt. Damit bringt er die katholisch-jüdische Verhältnisbestimmung um einen Quantensprung weiter. Die besagten Artikel finden sich nun aber im Kontext eines Dokuments, das von tiefem missionarischem Eifer und dem erklärten Ziel einer Neuevangelisierung der ganzen Welt geprägt  und so auch vom Geist des universalen Heilsanspruchs Christi (und auch der Kirche) durchweht ist. Das Judentum wird davon zwar irgendwie ausgenommen, wie das aber letztlich im Detail unter einen Hut gebracht werden kann, lässt der Papst offen. Dennoch öffnet er zweifelsfrei eine Tür für weitergehende theologische Interaktionen der Kirche bzw. des Christentums mit dem Judentum. Dass auch in seinem engeren Umfeld nicht alle bereit sind diese Tür zu durchschreiten, ist offenkundig. Bleibt nur zu hoffen, dass Franziskus sich in dieser Frage nicht beirren lässt und dass jene, die seinen Weg mitzutragen bereit sind, ihm auch entsprechend den Rücken stärken. „Judentumsvergessenheit bei Papst Franziskus? Evangelii Gaudium und anderen Dokumenten auf der Spur“ weiterlesen

Religionswissenschaft: Eine empirisch-kritische Rekonstruktion religiöser Traditionen

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Beitrag von Univ.-Prof. DDr. Franz Gmainer-Pranzl

Wie sich immer wieder zeigt, erfreut sich das Fach und Themenfeld Religionswissenschaft, also die Auseinandersetzung mit anderen Religionen, eines regen Interesses, sodass dieses Fach als „selbstverständlicher“ Teil des Theologischen Kurses erscheint. Weniger selbstverständlich ist hingegen, worin das Charakteristische einer religionswissenschaftlichen Auseinandersetzung besteht. „Religionswissenschaft: Eine empirisch-kritische Rekonstruktion religiöser Traditionen“ weiterlesen

Iran: Zwischen Tschador und Skaterszene. Zwischentöne einer interreligiösen Begegnungsreise

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Beitrag von Mag. Dr. Elisabeth Zissler (Universität Wien) für feinschwarz.net

Das Institut für Religionswissenschaft der Universität Graz veranstaltete im Herbst 2019 eine interreligiöse Begegnungsreise in den Iran. Besucht wurden die Städte Mashhad, Teheran, Qom, Kaschan und Isfahan. Aufgrund einer Vielzahl an akademischen, kulturellen und interreligiösen Programmpunkten, konnte ein differenzierter Einblick in die Diversität und Ambivalenz des Landes gewonnen werden. Eine Frage, die sich allerdings nach der Rückkehr unweigerlich aufdrängte: Wie kann über ein Land, das so facettenreich und widersprüchlich ist, angemessen berichtet werden – ohne Klischees und Vorurteile zu bedienen? Im Folgenden einige Zwischentöne. „Iran: Zwischen Tschador und Skaterszene. Zwischentöne einer interreligiösen Begegnungsreise“ weiterlesen