„Nah – und schwer zu fassen“. Poetikvorlesungen zwischen Literatur und Religion

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Beitrag von Dr. Tobias Mayer

Allen dunklen Stunden menschlichen Daseins zum Trotz bringen ästhetische (sinnliche) Erfahrungen es immer wieder zum Vorschein: das Wunder im Beiläufigen, das Ergreifende im Flüchtigen. Eines der Ausdrucksmittel für diese Widerfahrnisse ist die Dichtung. In der Literatur selbst steckt überdies eine unverfügbare Kraft, die den Menschen über sich selbst hinausführen kann. In der ersten Strophe von Hölderlins Hymne „Patmos“ heißt es: „Nah ist / Und schwer zu fassen der Gott“ – eine Wendung, in der man das Problem aller Versuche zwischen Literatur und Religion angedeutet sehen kann. Der Auftakt enthält aber auch ein Versprechen, wenn man die folgenden Zeilen der Hymne kommentierend hinzu nimmt: „So sprach ich, da entführte / Mich schneller, denn ich vermutet / Und weit, wohin ich nimmer / Zu kommen gedacht, ein Genius mich“… „„Nah – und schwer zu fassen“. Poetikvorlesungen zwischen Literatur und Religion“ weiterlesen

Apokalypse am Gartenzaun. Valerie Fritschs „Winters Garten“ und der Ernstfall der Liebe

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Beitrag von Dr. Tobias Mayer, Universität Wien

Es ist verführerisch, in der Bedrängnis großer Krisen zu endzeitlich gefärbten Motiven zu greifen. Auch in diesen Tagen gibt es wieder einige, die „mit dem Apokalyptischen fuchteln“, so hat es der Journalist Michael Köhler einmal ausgedrückt. Doch apokalyptische Vokabeln erzeugen meist eher Vernebelung als apokalypsis im Wortsinne: „Enthüllung“. Angesichts solcher apokalyptischen Beflissenheit kann es interessant sein, den Blick auf die literarische Konstruktion eines katastrophischen Weltendes zu werfen: „Apokalypse am Gartenzaun. Valerie Fritschs „Winters Garten“ und der Ernstfall der Liebe“ weiterlesen