Wie es nach Ostern weiterging? Und erst recht nach Pfingsten? Die fortgesetzte Lesung aus der Apostelgeschichte schildert die Dynamik des Erlösungsgeschehens in Erzählform, die Einzugsgesänge des Chorals während des siebenwöchigen Ostersonntags geben sie verdichtet wieder: Das Leben, zu dem Christus aus der Todesnacht erwacht ist, hat die ganze Schöpfung erfasst; darin eingetaucht werden aus Menschen Töchter und Söhne Gottes, und die Welt ist erfüllt vom Erbarmen Gottes und dem Lied der Geretteten – nur wer es nicht mitsingen will, muss gehen … „…Und noch immer bin ich bei dir! Spirituelle Impulse aus der Osterzeit“ weiterlesen
Karsamstag (nicht nur 2020): Ausharren in der Krise
Die Welt hält derzeit den Atem an – und verfolgt gebannt die Entwicklung der Pandemie des CoViD-19: für unsere globalisierte Welt steht sehr viel auf dem Spiel. Zugleich nähert sich jener Tag, an dem alles, das Schicksal der ganzen Schöpfung, auf dem Spiel stand. Als Tag der Krise (gr. krisis, Entscheidung) ist der Karsamstag in jedem Jahr ein liturgisch unvergleichlicher Tag im kirchlichen Leben. „Karsamstag (nicht nur 2020): Ausharren in der Krise“ weiterlesen
Gott will im Dunklen wohnen
Beitrag von Prof. Dr. Egbert Ballhorn
Ein Weihnachtslied zum Gründonnerstag, ein Lied auf der Grenze.
Das Advents- und Weihnachtslied, von Jochen Klepper in großer Bedrängnis 1939 geschrieben, ist ein Text, der weiter reicht als in die Weihnachtszeit.
Das Lied steht an der Grenze zwischen Finsternis und Licht, es besingt den Übergang von Nacht zu Tag, von Finsternis zu Licht. Wie in der Logik der Psalmensprache ist es nicht linear aufgebaut. Es beginnt mit der Nacht und klingt fast mit ihr aus: „Noch manche Nacht wird fallen“. Die letzte Strophe tastet sich langsam zum Licht empor „Gott will im Dunkel wohnen und hat es doch erhellt“. Dass auch mit Menschwerdung Gottes und Auferweckung Christi die Nacht für uns nicht einfach geschwunden ist, wird nicht überspielt. Die Hoffnung ist eine ganz andere: Gott selbst hält die Nacht aus, er tritt mitten in das hinein, was das reine Gegenteil seiner selbst und doch irgendwie auch Teil seines Wesens ist. Ps 139,12. „Gott will im Dunklen wohnen“ weiterlesen
Leiden und Leidenschaft. Musikalisches und Theologisches zur Johannespassion (J. S. Bach, BWV 245)
Am Karfreitag, 7. April 1724, erklang die Johannes-Passion in der Nikolaikirche in Leipzig erstmals. Text und Musik stellen Jesu Leiden nicht nur dar, sondern wollen den Zuhörer involvieren, ihn am Geschehen teilhaben lassen und verdeutlichen, dass Christus für ihn leidet: „O Mensch, bewein dein Sünde groß …“ „Leiden und Leidenschaft. Musikalisches und Theologisches zur Johannespassion (J. S. Bach, BWV 245)“ weiterlesen
Die aufgehobene Tradition der vorösterlichen Tagzeitenliturgie
Benediktinische „Trauermetten“ nach der Liturgiereform*
Die römisch-monastischen Tenebrae haben in der heutigen Liturgia Horarum eine aus der älteren Tradition gewonnene, aber vor dem Hintergrund ihrer mehr als tausendjährigen Geschichte dennoch frappierend neue Feiergestalt gefunden.[1] Wiederum völlig anders konzipiert das Benediktinische Antiphonale von Münsterschwarzach die in der Bewahrung und Modifikation doppelt aufgehobene Tradition (1); es profilieren sich also aus der jeweils charakteristischen Relation von Kontinuität und Innovation zwei strukturell und theologisch unterschiedlich akzentuierte Feiern des einen Pascha-Mysteriums Christi. Nach einem Seitenblick auf einen dritten, gemischten Feiertyp im Monastischen Stundenbuch von St. Ottilien (2) werden abschließend die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst (3). „Die aufgehobene Tradition der vorösterlichen Tagzeitenliturgie“ weiterlesen
Zur Tagzeitenliturgie an den drei Tagen vor Ostern
Vom römischen (und monastischen) Offizium zur heutigen Liturgia Horarum[1]
„Mangels anderer liturgischer Quellen für diesen Tag kommt dem Stundengebet am Karsamstag eine besondere Bedeutung zu, wenn man den Charakter dieses Tages genauer bestimmen will.“[2] Dem ist insofern beizupflichten, als liturgisches Feiern ein primärer locus theologicus ist;[3] und doch verschafft erst das Fehlen „anderer Quellen“ der Stundenliturgie entsprechende Aufmerksamkeit. Die allgemeine Wahrnehmung dieser Gottesdienstform seitens der meisten Gläubigen und im kirchlichen Leben vieler Gemeinden ist leider wenig anders.[4] „Zur Tagzeitenliturgie an den drei Tagen vor Ostern“ weiterlesen
Christus, der Psalmenbeter
Die Evangelien bezeugen den kenntnisreichen und vertrauten Umgang Jesu mit dem Gebetsschatz seiner Bibel, dem Ersten Testament: in der Abwehr des Versuchers (Mt ,6), im Wort über den Davidssohn (Lk 20,42) oder in der Nacht vor seiner Gefangennahme am Ölberg (Mk 14,34). Viel häufiger jedoch ziehen die Autoren der neutestamentlichen Schriften Psalmzitate, Paraphrasen oder Anspielungen heran um Jesus aus der eigenen, jüdischen Tradition heraus als den Messias Gottes zu legitimieren (Kontinuität). „Christus, der Psalmenbeter“ weiterlesen
Vom Wassergrab und dem Fruchtwasser der Gnade
Wasser bedeutet Tod und Leben: das spiegelt sich auch im Feiern des Glaubens in der Kirche wider. Ingrid Fischer über den Gebrauch von Wasser in der Liturgie, insbesondere bei der Taufe „Vom Wassergrab und dem Fruchtwasser der Gnade“ weiterlesen
Matthäuspassion von Heinrich Schütz
Heute am Palmsonntag im Lesejahr A wird in den Kirchen die Passion nach Matthäus vorgetragen. Eine der beeindruckendsten Vertonungen dieses Evangeliums stammt von einem der führenden Komponisten des 17. Jahrhunderts: Heinrich Schütz (1585-1672), „seines Jahrhunderts hervorragendster Musiker“ (Grab-Inschrift), war Kapellmeister am sächsischen Hof und Leiter der Hofkapelle Dresden. Zu seinem äußerst umfangreichen Corpus an biblisch-liturgischer Chorliteratur gehört auch die 1666 uraufgeführte wortgetreue a-capella Vertonung der Historia des Leidens und Sterbens unseres Herrn und Heiland Jesu Christi nach dem Evangelisten Matthäus für gemischten Chor (SWV 479). „Matthäuspassion von Heinrich Schütz“ weiterlesen
(Nicht nur) Ostern 2020
„In ihm leben wir … bewegen wir uns und sind wir.“ (Apg 17,28) So umschreibt Paulus in Athen die ebenso unverfügbare wie gewisse Nähe Gottes zu seiner Schöpfung. Auch besteht kein Zweifel daran, dass diese von Menschen individuell erfahren und beantwortet werden kann. Doch: Wozu dann die liturgische Versammlung? Gibt es denn ein Darüber-hinaus in der personalen Beziehung zwischen Gott und Mensch? In diesen Tagen, die aus Sorge umeinander paradoxerweise vom „social distancing“ geprägt sind, stellt sich die Frage nach dem gemeinschaftlich gefeierten Gottesdienst drängender als sonst und lädt zur Vergewisserung darüber ein, was wir zu tun gewohnt sind, jetzt aber entbehren müssen – und, was (zwar weniger gewohnt) jetzt umso mehr zu tun geboten wäre. „(Nicht nur) Ostern 2020“ weiterlesen