Karsamstag (nicht nur 2020): Ausharren in der Krise

© Anastasis, Istanbul (c) Steven Zucker

Die Welt hält derzeit den Atem an – und verfolgt gebannt die Entwicklung der Pandemie des CoViD-19: für unsere globalisierte Welt steht sehr viel auf dem Spiel. Zugleich nähert sich jener Tag, an dem alles, das Schicksal der ganzen Schöpfung, auf dem Spiel stand.  Als Tag der Krise (gr. krisis, Entscheidung) ist der Karsamstag in jedem Jahr ein liturgisch unvergleichlicher Tag im kirchlichen Leben. „Karsamstag (nicht nur 2020): Ausharren in der Krise“ weiterlesen

Gott will im Dunklen wohnen

© Michael Gaida auf pixabay

Beitrag von Prof. Dr. Egbert Ballhorn

Ein Weihnachtslied zum Gründonnerstag, ein Lied auf der Grenze.

Das Advents- und Weihnachtslied, von Jochen Klepper in großer Bedrängnis 1939 geschrieben, ist ein Text, der weiter reicht als in die Weihnachtszeit.

Das Lied steht an der Grenze zwischen Finsternis und Licht, es besingt den Übergang von Nacht zu Tag, von Finsternis zu Licht. Wie in der Logik der Psalmensprache ist es nicht linear aufgebaut. Es beginnt mit der Nacht und klingt fast mit ihr aus: „Noch manche Nacht wird fallen“. Die letzte Strophe tastet sich langsam zum Licht empor „Gott will im Dunkel wohnen und hat es doch erhellt“. Dass auch mit Menschwerdung Gottes und Auferweckung Christi die Nacht für uns nicht einfach geschwunden ist, wird nicht überspielt. Die Hoffnung ist eine ganz andere: Gott selbst hält die Nacht aus, er tritt mitten in das hinein, was das reine Gegenteil seiner selbst und doch irgendwie auch Teil seines Wesens ist. Ps 139,12. „Gott will im Dunklen wohnen“ weiterlesen

Leiden und Leidenschaft. Musikalisches und Theologisches zur Johannespassion (J. S. Bach, BWV 245)

© Wolfgang Sauber. Innichen ( Südtirol ). Stiftskirche Kreuzigungsgruppe ( 13.Jhdt. )

Am Karfreitag, 7. April 1724, erklang die Johannes-Passion in der Nikolaikirche in Leipzig erstmals. Text und Musik stellen Jesu Leiden nicht nur dar, sondern wollen den Zuhörer involvieren, ihn am Geschehen teilhaben lassen und verdeutlichen, dass Christus für ihn leidet: „O Mensch, bewein dein Sünde groß …“ „Leiden und Leidenschaft. Musikalisches und Theologisches zur Johannespassion (J. S. Bach, BWV 245)“ weiterlesen

Die aufgehobene Tradition der vorösterlichen Tagzeitenliturgie

© P. Christoph Merth OSB

Benediktinische „Trauermetten“ nach der Liturgiereform*

Die römisch-monastischen Tenebrae haben in der heutigen Liturgia Horarum eine aus der älteren Tradition gewonnene, aber vor dem Hintergrund ihrer mehr als tausendjährigen Geschichte dennoch frappierend neue Feiergestalt gefunden.[1] Wiederum völlig anders konzipiert das Benediktinische Antiphonale von Münsterschwarzach die in der Bewahrung und Modifikation doppelt aufgehobene Tradition (1); es profilieren sich also aus der jeweils charakteristischen Relation von Kontinuität und Innovation zwei strukturell und theologisch unterschiedlich akzentuierte Feiern des einen Pascha-Mysteriums Christi. Nach einem Seitenblick auf einen dritten, gemischten Feiertyp im Monastischen Stundenbuch von St. Ottilien (2) werden abschließend die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst (3). „Die aufgehobene Tradition der vorösterlichen Tagzeitenliturgie“ weiterlesen

Zur Tagzeitenliturgie an den drei Tagen vor Ostern

© St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 391, p. 28 – Antiphonarium officii

Vom römischen (und monastischen) Offizium zur heutigen Liturgia Horarum[1]

„Mangels anderer liturgischer Quellen für diesen Tag kommt dem Stundengebet am Kar­sams­tag eine besondere Bedeutung zu, wenn man den Charakter dieses Tages genauer be­stimmen will.“[2] Dem ist insofern beizupflichten, als liturgisches Feiern ein primärer locus theologicus ist;[3] und doch verschafft erst das Fehlen „anderer Quellen“ der Stunden­liturgie entsprechende Aufmerksamkeit. Die allgemeine Wahrnehmung dieser Gottesdienst­form seitens der meisten Gläubigen und im kirchlichen Leben vieler Gemein­den ist leider wenig anders.[4] „Zur Tagzeitenliturgie an den drei Tagen vor Ostern“ weiterlesen

Christus, der Psalmenbeter

© David Mark auf Pixabay

Die Evangelien bezeugen den kenntnisreichen und vertrauten Umgang Jesu mit dem Gebetsschatz seiner Bibel, dem Ersten Testament: in der Abwehr des Versuchers (Mt ,6), im Wort über den Davidssohn (Lk 20,42) oder in der Nacht vor seiner Gefangennahme am Ölberg (Mk 14,34). Viel häufiger jedoch ziehen die Autoren der neutestamentlichen Schriften Psalmzitate, Paraphrasen oder Anspielungen heran um Jesus aus der eigenen, jüdischen Tradition heraus als den Messias Gottes zu legitimieren (Kontinuität). „Christus, der Psalmenbeter“ weiterlesen

Matthäuspassion von Heinrich Schütz

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Heute am Palmsonntag im Lesejahr A wird in den Kirchen die Passion nach Matthäus vorgetragen. Eine der beeindruckendsten Vertonungen dieses Evangeliums stammt von einem der führenden Komponisten des 17. Jahrhunderts: Heinrich Schütz (1585-1672), „seines Jahrhunderts hervorragendster Musiker“ (Grab-Inschrift), war Kapellmeister am sächsischen Hof und Leiter der Hofkapelle Dresden. Zu seinem äußerst umfangreichen Corpus an biblisch-liturgischer Chorliteratur gehört auch die 1666 uraufgeführte wortgetreue a-capella Vertonung der Historia des Leidens und Sterbens unseres Herrn und Heiland Jesu Christi nach dem Evangelisten Matthäus für gemischten Chor (SWV 479). „Matthäuspassion von Heinrich Schütz“ weiterlesen

(Nicht nur) Ostern 2020

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„In ihm leben wir … bewegen wir uns und sind wir.“ (Apg 17,28) So umschreibt Paulus in Athen die ebenso unverfügbare wie gewisse Nähe Gottes zu seiner Schöpfung. Auch besteht kein Zweifel daran, dass diese von Menschen individuell erfahren und beantwortet werden kann. Doch: Wozu dann die liturgische Versammlung? Gibt es denn ein Darüber-hinaus in der personalen Beziehung zwischen Gott und Mensch? In diesen Tagen, die aus Sorge umeinander paradoxerweise vom „social distancing“ geprägt sind, stellt sich die Frage nach dem gemeinschaftlich gefeierten Gottesdienst drängender als sonst und lädt zur Vergewisserung darüber ein, was wir zu tun gewohnt sind, jetzt aber entbehren müssen – und, was (zwar weniger gewohnt) jetzt umso mehr zu tun geboten wäre. „(Nicht nur) Ostern 2020“ weiterlesen

Karwochenliturgie im Zeichen von Covid-19 – eine vertane Chance

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Beitrag von Univ.-Prof. Dr. Johann Pock

Die Regelungen zur Feier der Karwochenliturgie der Gottesdienstkongregation und der Österreichischen Bischofskonferenz sehen eine Feier einzelner Priester im kleinsten Kreis vor. Der Großteil der KatholikInnen ist ausgeschlossen. Grundsätzlichere Schritte im Sinne der Anerkennung des Taufpriestertums wurden nicht gemacht – eine vertane Chance. Pastoralliturgische Überlegungen von Johann Pock „Karwochenliturgie im Zeichen von Covid-19 – eine vertane Chance“ weiterlesen