Warum das Kreuz?

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Das Kreuz Jesu – Mitte des christlichen Glaubens und zugleich Skandal: Braucht Gott Opfer? Fordert Gott das Blut seines Sohnes? Bereits Friedrich Nietzsche erkannte hellsichtig: „Gott gab seinen Sohn zur Vergebung der Sünden, als Opfer. Wie war es mit Einem Male zu Ende mit dem Evangelium! Das Schuldopfer, … das Opfer des Unschuldigen für die Sünden der Schuldigen! Welches schauderhafte Heidenthum!“ (Der Antichrist, 1895) Nietzsche erkannte den Widerspruch zwischen dem „Evangelium“ vom bedingungslosen Verzeihen, das Jesus lebte, und der scheinbaren Notwendigkeit eines blutigen Opfers am Kreuz, um Gott wieder gnädig zu stimmen. „Warum das Kreuz?“ weiterlesen

Das Ordensleben als Suche nach Gott

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Beitrag von Prof. Dr. Martin M. Lintner OSM
aus: Cistercienser Chronik 118 (2011), Heft 3, 389-396.[1]

Der hl. Augustinus hält gleich zu Beginn seiner Ordensregel fest, dass die Brüder in Gemeinschaft leben sollen, um Gott zu suchen: „Zu allererst sollt ihr einmütig zusammenwohnen (vgl. Ps 68,7), wie ein Herz und eine Seele (vgl. Apg 4,32) auf dem Weg zu Gott. Denn war das nicht der entscheidende Grund, weshalb ihr euch zum gemeinsamen Leben entschlossen habt?“

Die Nachfolge Jesu ist eine bewusste und aktive Suche nach jenem Gott, den uns Jesus Christus als seinen Vater geoffenbart hat und der den „Lebensraum Jesu“ dargestellt hat. Als die Jünger des Johannes Jesus fragten: „Meister, wo wohnst du?“, antwortete er ihnen: „Kommt und seht.“ Die Jünger blieben jenen Tag bei ihm und folgten ihm dann ganz nach (vgl. Joh 1,38-39). Wohin hat Jesus sie geführt? Welche „Wohnung“ hat er ihnen gezeigt? Wohl kaum ein konkretes Haus oder eine Wohnhöhle. Er hat sie vielmehr teilhaben lassen an seiner innigen Beziehung zu Gott, in dem und von dem her er ganz gelebt hat, der eben seine „Wohnung“ war und von dem er auch sagt: „Ich bin im Vater und der Vater ist in mir“ (Joh 14,10). „Das Ordensleben als Suche nach Gott“ weiterlesen

Beten zu Weihnachten? Ein Kind stellt alles auf den Kopf

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„Herr, lehre uns beten“ (Lk 11,1) – die Bitte, welche die Apostel an Jesus gerichtet haben, drängt sich auch vielen von uns auf die Lippen. Man kann sich mit dem Beten oft allein gelassen fühlen – in Zeiten von Corona wird das sichtbarer denn je. Das Beten ist aber auch grundsätzlich nicht einfach: Man findet oft nicht viele Menschen im Freundeskreis, mit denen man sich zu diesem Thema austauschen kann. Wenn man über das Gebet nachdenkt, kommen Zweifel: Ist das wirklich ein Dialog oder rede ich nur vor mich hin? Handelt Gott, wenn ich ihn bitte? Interessieren Gott meine Kleinigkeiten? „Beten zu Weihnachten? Ein Kind stellt alles auf den Kopf“ weiterlesen

Nachfolge Jesu als Zeugnis für Christus: Biblische Jesusbegegnungen neu bedacht

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Beitrag von Prof. Dr. Martin M. Lintner OSM
aus: Cistercienser Chronik 119 (2012), Heft 3, 385–406[1]

Sich in die Nachfolge Jesu begeben – und das ist das Grundprogramm jeder christlichen Spiritualität und im Besonderen des Ordenslebens – bedeutet, den Spuen Jesu zu folgen, die keine ausgetretenen Spuren sind. Auch wenn ich nie allein unterwegs bin auf den Spuren Jesu, kann nur ich jenen Weg gehen, den Jesus für mich vorgesehen hat, auf den er mich berufen hat – aus Liebe zu mir. In diesem Sinn bleiben wir in der „Schule des Vertrauens zu Jesus“, ein Vertrauen, das besonders in schwieriegen und kritischen Momenten geprüft, aber auch geläutert wird. Gerade dann, aber nicht nur dann, ist es notwendig, d.h. wendet es die Not, dass ich mir bewusst Zeit nehme, um mich hineinzubegeben in die „Atmosphäre Jesu“, dass ich sein „Ja“ zu mir in mir erklingen höre, seinen Ruf in die Nachfolge, den ich irgendwann in meinem Leben vernommen und dem ich getraut habe, dem ich gefolgt bin, im Vertrauen darauf, dass Jesus mich nicht in die Irre führt und dass er mich nicht irre werden lässt an meiner Berufung. Jesus ist „der rekreative Mensch“, durch dessen bedingungslose Annahme wir neu geschaffen werden. Er ist der Mensch, der mir hilft, Mensch zu werden, d.h. meine menschlichen Qualitäten, meine Fähigkeiten und Potentiale an Menschlichkeit, bestmöglichst zu verwirklichen. „Nachfolge Jesu als Zeugnis für Christus: Biblische Jesusbegegnungen neu bedacht“ weiterlesen

Warum Glaubensbekenntnisse?

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Sonntag für Sonntag wird das Glaubensbekenntnis im Gottesdienst gesprochen – üblicherweise das Apostolische, zu besonderen Anlässen das so genannte Große Glaubensbekenntnis. Letzteres können nur wenige Gläubige auswendig – und nicht alle wissen, dass das Große, genauer: das „Nizäno-Konstantinopolitanische“ Glaubensbekenntnis wichtige dogmatische Festlegungen enthält, die von den beiden ersten Ökumenischen Konzilien in Nizäa (325) und Konstantinopel (381) eingefügt wurden. Nicht wenige ChristInnen haben mit diesen alten Texten ihre Schwierigkeiten. Es gelingt ihnen nicht, diese Inhalte mit ihrem eigenen Glaubensverständnis zusammenzubringen. „Warum Glaubensbekenntnisse?“ weiterlesen

Glaubensbekenntnisse – Texte für heute?

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Schon der heilige Augustinus sagte, das Credo sei „klein in der Anzahl der Worte, doch gewaltig in der Bedeutung der Gedanken.“ Die Glaubensbekenntnisse sind tatsächlich relativ kurz und neben dem Vaterunser gehörten sie lange zum Minimum dessen, was ein Christ auswendig können musste. Auf der anderen Seite ist der Inhalt der Bekenntnisse so komplex, dass die Texte von Anfang an einer Auslegung bedurften: Ihre lange Tradition zieht sich von den Kirchenvätern über das Mittelalter und die Reformation bis in die Gegenwart hinein. Auch fast alle wichtigsten Theologen des 20. Jhs. haben eine Auslegung des Credos vorgelegt. Allen diesen Bestrebungen ist die Intention gemeinsam, die Inhalte nicht nur erklären zu wollen, sondern diese Texte für die Gegenwart verständlich zu machen. „Glaubensbekenntnisse – Texte für heute?“ weiterlesen

„Alles an dir ist schön, und schön ist deine Liebe.“ Das Ringen um eine neue Sprache in der Sexualmoral: nur eine Frage der Rhetorik?

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Beitrag von Prof. Dr. Martin M. Lintner OSM

1. Die „außerordentliche Schönheit der menschlichen Liebe und des Ehebandes“

Das Vorbereitungsdokument für die im Oktober 2014 geplante dritte außerordentliche Bischofssynode „Die pastoralen Herausforderungen der Familie im Kontext der Evangelisierung“[1] fasst die kirchliche Lehre über Ehe und Familie zusammen und ruft ihre biblischen und heilsgeschichtlichen Grundlagen in Erinnerung. Es spricht u. a. von der „außerordentlichen Schönheit der menschlichen Liebe, die bereits mit inspirierten Zügen im Hohenlied gefeiert wird“, und des „Ehebandes, das von Propheten wie Hosea (cf. Hos 1,2-3,3) und Maleachi (cf. Mal 2,13-16) gefordert und verteidigt“ wird. Durch diese außerordentliche Schönheit der menschlichen Liebe und des Ehebandes „hat Jesus die ursprüngliche Würde der Liebe des Mannes und der Frau bekräftigt“. „„Alles an dir ist schön, und schön ist deine Liebe.“ Das Ringen um eine neue Sprache in der Sexualmoral: nur eine Frage der Rhetorik?“ weiterlesen

Philosophie. Fragen nach dem Ganzen und dem Grund

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Beitrag von Univ.-Prof. DDr. Reinhold Esterbauer

Um den Unterschied zwischen Philosophie und Theologie zu verdeutlichen, wird gerne das folgende Gleichnis erzählt, in dem die beiden Disziplinen allegorisch als Personen auftreten: Die Philosophie – so wird gesagt – gleiche einer Frau, die in einem völlig abgedunkelten Saal nach einem Raben hascht, indem sie sich wie ziellos durch den Raum bewegt und immer wieder ihre Handflächen aufeinanderschlägt, um den Vogel zu erfassen – allerdings erfolglos. Die Theologie hingegen gleiche einer Frau, die in einer Ecke desselben lichtlosen Zimmers sitzt, die Hände faltet und meint, sie halte den Raben schon zwischen den Händen fest.

An diesem Gleichnis – auch wenn es ungerechterweise die Theologie nicht gut wegkommen lässt – können einige Charakteristika aufgezeigt werden, die die Philosophie im Rahmen des Theologischen Kurses auszeichnen. „Philosophie. Fragen nach dem Ganzen und dem Grund“ weiterlesen

Dominikaner-Kardinal Yves Congar vor 25 Jahren gestorben

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Beitrag von Alexander Brüggemann für kathpress.at

Immer wieder aufstehen – die Devise durchzieht die Biografie vieler großer Persönlichkeiten in Politik und Religion. Der französische Dominikaner Yves Congar musste viele Nackenschläge einstecken – und wurde trotzdem einer der wichtigsten Theologen des 20. Jahrhunderts. Am 22. Juni 1995, vor 25 Jahren, starb er mit 91 Jahren in Paris. „Dominikaner-Kardinal Yves Congar vor 25 Jahren gestorben“ weiterlesen