Markus Tiwald: Die letzten Tage Jesu

Wie hat Jesus seinen Tod verstanden und warum musste er sterben?

Am 7. April des Jahres 30 starb Jesus am Felsen Golgotha in Jerusalem – so die Rekonstruktion der meisten Historiker. Doch warum musste der Mann aus Nazaret sterben? Hat er seinen Tod bewusst gesucht oder wollte er gar nicht sterben? Hat Jesus überhaupt von seinem bevorstehenden Tod gewusst, oder hat die biblische Überlieferung seine Voraussagen stilisiert? Was geschah beim Letzten Abendmahl und wie vollzog sich eine Kreuzigung wirklich? Ist Jesus von den Toten auferstanden und war sein Grab tatsächlich leer? Eine historisch-kritische Spurensuche zu den letzten Tagen Jesu und wie sie heute verstanden werden können.

Vortrag von Prof. Dr. Markus Tiwald (Universität Wien)

Fußwaschung – das unerkannte Sakrament

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Ein Vermächtnis Jesu

Alle Evangelien stimmen überein, dass Jesus vor seinem Leiden und Sterben die Seinen zu einem Abschiedsmahl versammelt hat. Es ist die letzte Gelegenheit, ihnen Entscheidendes ans Herz zu legen. Die Synoptiker (Mk, Mt, Lk) überliefern hier die Stiftung der Eucharistie, das Johannesevangelium die Abschiedsreden mit Liebesgebot und Fußwaschung (Joh 13,1-14). Um sicherzustellen, dass trotz anfänglicher Irritation („Niemals sollst du mir die Füße waschen!“ V. 8), die in petrinischen Übereifer mündet („Herr, dann nicht nur meine Füße, sondern auch die Hände und das Haupt.“ V. 9), angekommen ist, worum es geht, fragt Jesus nach: „Begreift ihr, was ich an euch getan habe?“ Und weiter: „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.“ (Joh 13,12.15) Gemeint ist der lebenspraktische zuvorkommende Dienst aneinander, jenseits von Ober- und Unterordnung – symbolisiert in einer leiblichen Geste der Zurücknahme seiner selbst um des anderen willen. „Fußwaschung – das unerkannte Sakrament“ weiterlesen