Vom Segen Gottes und der Kirche. Anmerkungen zur Erklärung „Fiducia Supplicans“

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Dürfen Paare, die in einer nicht von der Kirche anerkannten Beziehung leben, einen Segen erhalten? Ein zartes Signal aus Rom, das ein klares „Ja, aber“ bedeutet, könnte nicht unterschiedlicher in den Kirchen Europas, Amerikas und anderer Kontinente interpretiert werden. Was kann man dazu sagen, ohne das zarte Pflänzchen der Hoffnung auszureißen? Aber auch ohne zu beschönigen, was theologisch höchst unbefriedigend geblieben ist?

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Reizthema Impfung

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Es ist richtig, dass sich auch Geimpfte infizieren können. Aber die Wahrscheinlichkeit liegt bei ca. 15 % gegenüber ca. 85 % bei Ungeimpften – wobei sich dieses Verhältnis derzeit aufgrund der nachlassenden Impfwirkung etwas verschiebt. Zudem sind infizierte Geimpfte viel kürzer ansteckend und weisen eine wesentlich geringere Virenlast auf. Schließlich haben sie selten einen schweren Verlauf und finden sich noch seltener auf Intensivstationen.

Jede nicht verabreichte Impfung verlängert die Pandemie.

Der Blick auf Länder wie Italien, Norwegen und Portugal zeigt, wie sich ein hohe Impfquote auswirkt. In Österreich hingegen werden schon wieder geplante Operationen verschoben. Völlig zutreffend nennt Papst Franziskus die Impfung eine „Geste der Liebe“ und eine einfache, aber starke Möglichkeit sich für das Gemeinwohl und für die besonders Verletzlichen einzusetzen (18.8.21).

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Fußwaschung – das unerkannte Sakrament

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Ein Vermächtnis Jesu

Alle Evangelien stimmen überein, dass Jesus vor seinem Leiden und Sterben die Seinen zu einem Abschiedsmahl versammelt hat. Es ist die letzte Gelegenheit, ihnen Entscheidendes ans Herz zu legen. Die Synoptiker (Mk, Mt, Lk) überliefern hier die Stiftung der Eucharistie, das Johannesevangelium die Abschiedsreden mit Liebesgebot und Fußwaschung (Joh 13,1-14). Um sicherzustellen, dass trotz anfänglicher Irritation („Niemals sollst du mir die Füße waschen!“ V. 8), die in petrinischen Übereifer mündet („Herr, dann nicht nur meine Füße, sondern auch die Hände und das Haupt.“ V. 9), angekommen ist, worum es geht, fragt Jesus nach: „Begreift ihr, was ich an euch getan habe?“ Und weiter: „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.“ (Joh 13,12.15) Gemeint ist der lebenspraktische zuvorkommende Dienst aneinander, jenseits von Ober- und Unterordnung – symbolisiert in einer leiblichen Geste der Zurücknahme seiner selbst um des anderen willen. „Fußwaschung – das unerkannte Sakrament“ weiterlesen

Judentumsvergessenheit bei Papst Franziskus? Evangelii Gaudium und anderen Dokumenten auf der Spur

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Beitrag von Ao. Univ.-Prof. Dr. Andreas Vonach / Universität Innsbruck

Würden die Artikel 247 bis 249 von Evangelii Gaudium isoliert stehen, so könnte man mit Fug und Recht behaupten, dass Papst Franziskus jegliche christliche Judentumsvergessenheit komplett überwunden und ad acta gelegt habe. Er anerkennt das nachbiblische Judentum als notwendiges Korrektiv zu manchen christlichen Entwicklungen, er sieht es als Selbstverständlichkeit, dass christliche Theologie nicht losgelöst von jüdischer Theologie betrieben werden kann, und er ist von zwei gleichberechtigten Heilswegen überzeugt. Damit bringt er die katholisch-jüdische Verhältnisbestimmung um einen Quantensprung weiter. Die besagten Artikel finden sich nun aber im Kontext eines Dokuments, das von tiefem missionarischem Eifer und dem erklärten Ziel einer Neuevangelisierung der ganzen Welt geprägt  und so auch vom Geist des universalen Heilsanspruchs Christi (und auch der Kirche) durchweht ist. Das Judentum wird davon zwar irgendwie ausgenommen, wie das aber letztlich im Detail unter einen Hut gebracht werden kann, lässt der Papst offen. Dennoch öffnet er zweifelsfrei eine Tür für weitergehende theologische Interaktionen der Kirche bzw. des Christentums mit dem Judentum. Dass auch in seinem engeren Umfeld nicht alle bereit sind diese Tür zu durchschreiten, ist offenkundig. Bleibt nur zu hoffen, dass Franziskus sich in dieser Frage nicht beirren lässt und dass jene, die seinen Weg mitzutragen bereit sind, ihm auch entsprechend den Rücken stärken. „Judentumsvergessenheit bei Papst Franziskus? Evangelii Gaudium und anderen Dokumenten auf der Spur“ weiterlesen

„Ohne Eros keine Liebe.“ Der Blick auf die Erotik in Amoris Laetitia

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Beitrag von Prof. Dr. Martin M. Lintner OSM

Dass es Eros und erotische Liebe in der Tradition der christlichen Sexualmoral nicht leicht gehabt haben, ist hinlänglich bekannt. Noch in der Neuzeit wurde der Eros als begehrendes, besitzergreifendes Streben verstanden, das sich nur schwer mit der sich verschenkenden und hingebenden Liebe versöhnen lässt. „„Ohne Eros keine Liebe.“ Der Blick auf die Erotik in Amoris Laetitia“ weiterlesen

Der katholische Elefant in Zeiten der Pandemie

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Beitrag von Dr. Piotr Kubasiak für die Guardini Stiftung e.V.

Der im Dezember 2019 verstorbene Theologe Johann Baptist Metz prägte das Bild eines katholischen Elefanten, „der sich schon vom Bild her schwerlich in eine Nische sperren lässt und der in seinem veritablen Umfang immerhin schon über viele Epochenschwellen hinweggezogen ist – meist schweren, schleppenden Schritts und nicht selten eben auch wie der Elefant im Porzellanladen“. Den schleppenden Schritt hat der Kabarettist Helmut Schleich auf den Punkt gebracht, als er Benedikt XVI. in den Mund legte: „Erst kürzlich haben wir zugegeben, dass wir geirrt haben. Die Erde ist keine Scheibe. Galileo Galilei hatte Recht. Das muss man schonungslos aussprechen, auch wenn es schmerzen mag.“ Trotz der satirischen Übertreibung ist unbestritten, dass der katholische Elefant auch heute in vielen Punkten unzeitgemäß wirkt und sich dies nicht nur auf die Unzeitgemäßheit des Evangeliums schieben lässt. „Der katholische Elefant in Zeiten der Pandemie“ weiterlesen