Bibelessay Offb 11,19a; 12,1–6a.10ab

© Caravaggio, Madonna Palafrenieri 1606, Detail

Was für eine Szene![1] Das Fest, dem in der katholischen Leseordnung dieser eindrucksvolle Text zugeordnet ist, hatte seit seiner Entstehung im 4. Jahrhundert in Ost und West variierende Namen und Inhalte: aus dem ursprünglichen Marientod – ihrer Entschlafung und Versetzung aus dem Grab in den Himmel – wurde ihr aktiver Hinübergang, volkstümlich Mariä Himmelfahrt. 1950 als Dogma verkündet, feiert die katholische Kirche am 15. August nun korrekt formuliert die passive leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel.

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Wollte ich rufen, würde er mir Antwort geben?

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Ich glaube nicht, dass er auf meine Stimme hört. (Iob 9,16) Das ist Hiobs bittere Einsicht am Ende seiner vergeblichen Empörung gegen das ungerechte Leiden, das ihn getroffen hat. Die „wissenden“ Antworten seiner theologisch gebildeten Freunde erschienen ihm als untauglich. Hiobs Frage nach dem Warum quälen ihn (und viele Leidende) nicht weniger als Krankheit, Schmerz, Verlust der Liebsten und sozialer Tod. Dazu kommt die Frage: Wozu leide ich? Gott aber, wenn ich ihn in meinem Elend fragte, würde er mir Antwort geben? Und welche?

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Predigt von Hans Kessler am 21.08.2022 in Werther/Westf. (zu Lk 13,22-30)

© Marc Olivier Jodoin
Lk 13,22-30: „Auf seinem Weg nach Jerusalem zog er von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf und lehrte. Da fragte ihn einer: Herr, sind es nur wenige, die gerettet werden? Er sagte zu ihnen: Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen; denn viele, sage ich euch, werden versuchen hineinzukommen, aber es wird ihnen nicht gelingen. Wenn der Herr des Hauses aufsteht und die Tür verschließt und ihr draußen steht, an die Tür klopft und ruft: Herr, mach uns auf!, dann wird er euch antworten: Ich weiß nicht, woher ihr seid. Dann werdet ihr anfangen zu sagen: Wir haben doch in deinem Beisein gegessen und getrunken und du hast auf unseren Straßen gelehrt. Er aber wird euch erwidern: Ich weiß nicht, woher ihr seid. Weg von mir, ihr habt alle Unrecht getan! Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein, wenn ihr seht, dass Abraham, Isaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes sind, ihr selbst aber ausgeschlossen seid. Und sie werden von Osten und Westen und von Norden und Süden kommen und im Reich Gottes zu Tisch sitzen. Und siehe, da sind Letzte, die werden Erste sein, und da sind Erste, die werden Letzte sein.“

Das heutige Evangelium – was für ein Text!
Irgendeine Liturgiekommission im Vatikan hat ihn vor Jahrzehnten für den heutigen Sonntag vorgeschrieben. Ich hätte lieber einen anderen Text gewählt. Aber jetzt haben wir ihn und müssen uns mit ihm auseinandersetzen.
O Herr Jesus Christus, hast du das alles so gesagt? All diese Worte? Und zu wem sind sie gesagt?
Und wenn du, Herr Jesus, bei Gott bist, also auch heute hier bei uns gegenwärtig bist, was willst du uns heute sagen? Oder willst du uns heute vielleicht eher etwas anderes sagen?

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Die Worte der Dämonen

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Eine „Achtung Bibel!“ -Sendung von Stefanie Jeller  am 19. Jänner 2022, radio klassik Stephansdom.

In den Evangelien wimmelt es von Dämonen, ebenso in griechischen Zauberpapyri und in der ägyptischen apokalyptischen Literatur. Der Bibel-Experte Oliver Achilles, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei den Theologischen Kursen, hat die Texte verglichen und verblüffende Ähnlichkeiten entdeckt. So werden die Worte der schreienden Dämonen im Markusevangelium im Vergleich mit den magischen Papyri aus Ägypten ein Stück weit verständlicher. – Ein Ausflug in die Welt der Dämonenaustreibungen und Gegenbeschwörungen.

Hier die Sendung zum Nachhören: https://radioklassik.at/die-worte-der-daemonen/

Predigt von Hans Kessler am 16.1.2022 in Werther/Westf. (zu Joh 2,1-11: Hochzeit zu Kana)

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Liebe Gemeinde!

Was für eine Erzählung!   Bei Auslegern hat sie immer wieder Verlegenheit hervorgerufen: Die Schroffheit, mit der Jesus seine Mutter anspricht, die riesige Menge Alkohol (circa 600 Liter) für eine kleine dörfliche Hochzeitsgesellschaft, keineswegs notwendig, vielleicht sogar bedenklich. – Um diese Kana-Erzählung halbwegs zu verstehen, muss man die Situation des JohEv beachten. Was sagt die Forschung dazu?

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Gottes Namen in den Handschriften der Bibel

© Wiki Commons

Angefangen mit den Büchern des Alten Testamentes wurden die Texte der Bibel gut zweitausend Jahre lang von Schreibern kopiert und so von Generation zu Generation weitergeben. Unsere heutige Art, das Wort Gottes in gedruckter oder elektronischer Form zu lesen, ist in der Geschichte der Bibel eine späte Entwicklung. Wie die Schreiber der Antike ihre Texte geschrieben haben, ist allerdings nicht nur eine technische, sondern auch eine theologische Frage, da ihre Frömmigkeit sich aus der Art herauslesen lässt, wie sie ihrer Aufgabe nachgekommen sind.

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Auf dem Weg des Verstehens nach Emmaus

© falco auf Pixabay

Lukas erzählt im letzten Kapitel seines Evangeliums von zwei Anhängern Jesu (von denen er nur einen namentlich nennt), die auf dem Weg nach Emmaus waren. Auf diesem Weg sprachen sie über die tragischen und beunruhigenden Ereignisse in Jerusalem im Zusammenhang mit der brutalen Hinrichtung des Menschen, auf den sie so große Hoffnungen gesetzt hatten. Auf die Rückfrage eines dazu gekommenen Fremden beschreiben sie ihn als Propheten, von dem sie die Erlösung Israels erhofften. „Auf dem Weg des Verstehens nach Emmaus“ weiterlesen

„Ein guter Mensch kümmert sich um das Wohl seiner Tiere!“ (Spr 12,10) (Tierethik T. 2)

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Beitrag von Prof. Dr. Martin M. Lintner OSM

Dem Christentum wird oft vorgeworfen, es würde den Tieren und den tierethischen Anliegen zu wenig Beachtung schenken. In der Tat ist dieser Vorwurf der Tiervergessenheit nicht ganz von der Hand zu weisen. Bis heute hinkt die Kirche in tierethischen Belangen dem biblischen Erbe und Anspruch hinterher. Papst Franziskus hat in der Umweltenzyklika Laudato si’ (2015) diesbezüglich eine wichtige Kurskorrektur vorgenommen und neue Akzente gesetzt. Er kritisiert die jahrhundertelang vorherrschende anthropozentrische Perspektive, die die Tiere auf ihren instrumentellen Nutzen oder auf eine technisch-ökonomische Rationalität reduziert. Er lehnt sie als eine despotische und fehlgeleitete Weltsicht ab, die den Menschen und seine Bedürfnisse absolut setzt. Wiederholt spricht er vom „Eigenwert“, den jedes Lebewesen besitzt und den es anzuerkennen gilt. „„Ein guter Mensch kümmert sich um das Wohl seiner Tiere!“ (Spr 12,10) (Tierethik T. 2)“ weiterlesen

Tiere als Boten Gottes (Tierethik Teil 1 )

© Greg Montani auf Pixabay

Beitrag von Prof. Dr. Martin M. Lintner OSM

Tiere gehören zu unserem Lebensumfeld. Schönheit und Anmut vieler Tiere faszinieren uns. Als Nutz- oder Haustiere bestimmen viele Tiere das Leben von Menschen. Viele fühlen sich von ihren Tieren vorbehaltlos angenommen, ohne bekrittelt zu werden. Die Nähe von Tieren und der Umgang mit ihnen werden als beruhigend und wohltuend erfahren. Sie vermitteln Zuwendung und Vertrauen. Zugleich gibt es aber auch Tiere, deren Gefährlichkeit uns Furcht einflößt oder die wir als Schädlinge betrachten. Kurzum: Tiere werden als fascinosum et tremendum wahrgenommen, als faszinierend und abschreckend zugleich. „Tiere als Boten Gottes (Tierethik Teil 1 )“ weiterlesen