Vom Segen Gottes und der Kirche. Anmerkungen zur Erklärung „Fiducia Supplicans“

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Dürfen Paare, die in einer nicht von der Kirche anerkannten Beziehung leben, einen Segen erhalten? Ein zartes Signal aus Rom, das ein klares „Ja, aber“ bedeutet, könnte nicht unterschiedlicher in den Kirchen Europas, Amerikas und anderer Kontinente interpretiert werden. Was kann man dazu sagen, ohne das zarte Pflänzchen der Hoffnung auszureißen? Aber auch ohne zu beschönigen, was theologisch höchst unbefriedigend geblieben ist?

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Deposition Rites: Dramatic Liturgy and Its Media Between East and West

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Prof. Dr. Harald Buchinger, Ehrenfreund der THEOLOGISCHEN KURSE, hat am 13.10.2022 die prestigeträchtige Aidan Kavanagh Lecture 2022 an der Yale University gehalten. Der Vortrag zum Thema „Deposition Rites: Dramatic Liturgy and Its Media Between East and West“ war zugleich Teil des Festprogramms der Convocation zum 200-Jahr-Jubiläum Yale Divinity School.

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Erschüttert – erleichtert – ernüchtert – erneuert (?) Was von der Krise bleibt

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Beitrag von DDr. Ingrid Fischer, THEOLOGISCHE KURSE. Dieser Beitrag wurde als Referat beim Symposium der Liturgischen Kommission für Österreich im Oktober 2021 gehalten und erstveröffentlicht in: Heiliger Dienst. Zeitschrift für Liturgie und Bibel 76 (2022,1) 12–21 [Link zum ganzen Heft]

Vorbemerkung

Von der durch Covid-19 ausgelösten weltweiten Krise – so wäre natürlich zu hoffen – möge wenig bleiben, am besten gar nichts. Doch das ist unwahrscheinlich, denn die meisten Expert*innen sind sich darin einig: Die Langzeitfolgen der Pandemie sind nicht absehbar und es wird nicht die letzte gewesen sein. Auch unter dieser Perspektive und weil Geschichte niemals einfach vergangen ist, sondern Zukunft setzt, stelle ich meine Beobachtungen unter vier Partizipialformen, die einen Zusammenhang zwischen dem leidlich Überstandenen und dem der Kirche künftig Aufgegebenen herstellen – einen Zusammenhang, der am Anfang der Krise klar, mitunter scharf beobachtet und artikuliert wurde und inzwischen zu verblassen droht. Meine Akzente setze ich dabei als Liturgiewissenschaftlerin, nicht als Expertin für Pastoral, Mission oder für die Möglichkeiten digitaler Medien, die ich nicht bin.

Partizipien (= „teilhabende“) sind von Verben abgeleitete Formen, die Merkmale einer Eigenschaft annehmen: das hier verwendete Partizip II dient zur Verwendung eines Verbs im Passiv. Also etwas, das wir „erleiden“: vorübergehend oder auch habituell.

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Lieber? Ewiger? Allmächtiger? Gott! Zur liturgischen Gottesanrede

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Namen sind nicht Schall und Rauch, sie sind Inbegriff des Personseins. Bei der Namenswahl für ein Kind bedenken wir die Bedeutung dessen, was wir ihm bei seinem Eintritt in die Welt zusprechen und für sein Leben unverlierbar mitgeben wollen. Gelingt die Identifikation mit dem uns von anderen gegebenen Namen nicht oder findet ein radikaler Bruch im Leben statt, werden Namen abgelegt und andere, neue gewählt und angenommen. Ob befreiend oder schmerzlich, ist dies ein tiefer Eingriff in die Persönlichkeit …

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Fußwaschung – das unerkannte Sakrament

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Ein Vermächtnis Jesu

Alle Evangelien stimmen überein, dass Jesus vor seinem Leiden und Sterben die Seinen zu einem Abschiedsmahl versammelt hat. Es ist die letzte Gelegenheit, ihnen Entscheidendes ans Herz zu legen. Die Synoptiker (Mk, Mt, Lk) überliefern hier die Stiftung der Eucharistie, das Johannesevangelium die Abschiedsreden mit Liebesgebot und Fußwaschung (Joh 13,1-14). Um sicherzustellen, dass trotz anfänglicher Irritation („Niemals sollst du mir die Füße waschen!“ V. 8), die in petrinischen Übereifer mündet („Herr, dann nicht nur meine Füße, sondern auch die Hände und das Haupt.“ V. 9), angekommen ist, worum es geht, fragt Jesus nach: „Begreift ihr, was ich an euch getan habe?“ Und weiter: „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.“ (Joh 13,12.15) Gemeint ist der lebenspraktische zuvorkommende Dienst aneinander, jenseits von Ober- und Unterordnung – symbolisiert in einer leiblichen Geste der Zurücknahme seiner selbst um des anderen willen. „Fußwaschung – das unerkannte Sakrament“ weiterlesen

Kirchenmusik. Musik und Gesang im Gottesdienst

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Was wäre die Wiener Kirchenmusik ohne die „klassischen Messen“ eines Mozart, Haydn oder Schubert? Beinahe wären sie 1903 als „ungeeignet“ dem päpstlichen Bann zu Opfer gefallen, doch gestand Pius X. auf kaiserliche Intervention den Wienern ausnahmsweise „ihre“ Orchestermessen zu. Die Schattenseite: So manche Kostbarkeit aus dem thesaurus musicae sacrae der christlichen Kirchen ist die längste Zeit unentdeckt geblieben oder hat keinen Eingang in das kirchenmusikalische Leben der Gemeinden gefunden. Im Spezialkurs „Kirchenmusik“ bei den THEOLOGISCHEN KURSEN wird diese Schatztruhe geöffnet. „Kirchenmusik. Musik und Gesang im Gottesdienst“ weiterlesen

Das Coronavirus als liturgischer V-Effekt

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Beitrag von Dr. Dr. Predrag Bukovec

Die durch Covid-19 verursachte Pandemie hat Auswirkungen auf das gesamte gesellschaftliche Leben. Auch die Kirchen sehen sich durch die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus mit bislang unbekannten Herausforderungen konfrontiert. In besonderer Weise erfahrbar wird die Krise in den liturgischen Vollzügen und der aktuellen Auslotung der Möglichkeiten, wie got­tesdienstliches Leben in dieser Situation fortgesetzt werden kann. „Das Coronavirus als liturgischer V-Effekt“ weiterlesen

Die aufgehobene Tradition der vorösterlichen Tagzeitenliturgie

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Benediktinische „Trauermetten“ nach der Liturgiereform*

Die römisch-monastischen Tenebrae haben in der heutigen Liturgia Horarum eine aus der älteren Tradition gewonnene, aber vor dem Hintergrund ihrer mehr als tausendjährigen Geschichte dennoch frappierend neue Feiergestalt gefunden.[1] Wiederum völlig anders konzipiert das Benediktinische Antiphonale von Münsterschwarzach die in der Bewahrung und Modifikation doppelt aufgehobene Tradition (1); es profilieren sich also aus der jeweils charakteristischen Relation von Kontinuität und Innovation zwei strukturell und theologisch unterschiedlich akzentuierte Feiern des einen Pascha-Mysteriums Christi. Nach einem Seitenblick auf einen dritten, gemischten Feiertyp im Monastischen Stundenbuch von St. Ottilien (2) werden abschließend die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst (3). „Die aufgehobene Tradition der vorösterlichen Tagzeitenliturgie“ weiterlesen